Tag 86, Date 4, Feli
Leo sieht mich abwartend an. Erstaunlicherweise ziemlich geduldig und entspannt. Ich atme durch.
„Ich muss schnell …ich hab was gekauft …. äh“, ich deute Richtung Badezimmer.
„Kein Thema, ich auch ….“ Damit zieht er etwas aus seiner Jackentasche.
„Aha.“ Plötzlich muss ich grinsen. „Da bist du wohl von mehr ausgegangen, wenn du so vorbereitet bist. Soll ich jetzt empört oder angetörnt sein?“
Leo reißt die Packung auf. „Also von mir aus kannst du sein was du willst. Währenddessen kümmer‘ ich mich um die wirklich wichtigen Dinge.“
Ich strahle Leo an, hoffe, dass er auch irgendwie zumindest ein bisschen aufgeregt ist. Sicherheitshalber frage ich nach.
„Bist du aufgeregt?“
Er zuckt nur mit den Schultern. „Nö, du?“
Oh Mann. Was redest du eigentlich für ’nen Müll, Feli ??? Ich versuche hastig, mir irgendeine gscheide Antwort zurecht zu legen. Was für ne saudumme Frage auch … wie alt bin ich? Sechzehn??
„Schau nicht so verschreckt. Klar bin ich aufgeregt. Du bist schließlich ne tolle Frau!“, er zwinkert mir zu. Und küsst mich sanft auf die Nasenspitze.
Ich grinse und zieh‘ ihn näher an mich heran.
„Ois easy.“
„Ois easy ….“ sagt er leise … und dann sagen wir beide erstmal nix mehr.
Eine ganze Weile später liege ich in seinen Arm gekuschelt. Fazit: Es gibt noch eine Steigerung. Aber auf die freue ich mich schon tierisch, denn das, was jetzt schon war – war ja mal mega! Und wenn es weitergeht, ohne Nervosität und so …
„Ich geh mal kurz ins Bad. Den Weg kenn ich ja noch vom letzten Mal, als ich hier war …“
„Oh Mann.“ Ich ächze, muss aber trotzdem weiter lächeln.
Auch Leo grinst mich an, löst sich aus unsrer Umarmung und geht dann – splitterfasernackt – Richtung Badezimmer. Hmmm. An den Anblick könnt ich mich glatt gewöhnen!
Als die Dusche angeht, versuche ich mein Möglichstes um mich mit den Mitteln, die ich hier zur Verfügung habe (warum bin ich eigentlich nicht zuerst ins Bad??), wieder herzurichten. Ich wurschtle mir mit einem winzigen Handtaschen-Kamm durch die verstrubbelten Haare, ziehe meine Unterwäsche wieder an, nachdem ich sie hektisch überall in einem Umkreis von 1m rund um’s Bett gesucht und schließlich bei dem damit spielenden Tarantino (verdammter Kater mit Dessous-Fetisch!) gefunden habe. Dann drapiere ich mich schnell möglichst lasziv ins Bett, und warte. Und warte. Irgendwann ist mein Bein eingeschlafen. Außerdem muss ich dringend pinkeln. Und Durst habe ich auch. Zefix! Ich stehe schnell auf, als ich höre, wie die Dusche ausgeht. Schnell schmeiße ich mich wieder in Pose. Nur um festzustellen, dass Leo scheinbar noch einmal nachshampooniert oder weiß der Geier … auf jeden Fall geht der Duschstrahl wieder an.
Wahnsinn. Weitere fünfzehn Minuten später ist Eines klar: Ich habe es hier definitiv mit einem Ewigkeits-Duscher zu tun! Bei Männer gar nicht mal so eine Seltenheit. Aber mega nervig. Ich seufze. Womit ich schon mal einen Punkt auf der Liste überraschender, nerviger Eigenschaften eines neuen Partners abhaken kann. Und genau das ist ja Sinn und Zweck des 150-Tage-Testzeitraums, oder?
Schließlich kommt Leo natürlich genau in dem Moment fröhlich pfeifend aus dem Bad, als ich nackig vor dem Bett stehe, und mit wackelndem Busen und wirrem Haar auf und ab hüpfe – im ungelenken Versuch, mein eingeschlafenes Bein wieder zu beleben. Großartig.
Doch Leo grinst mich nur lüstern an.
„Echt jetzt?“ Ich starre fasziniert zurück. Naja. Hauptsache er duscht dann nicht nochmal 42 Minuten!
Eine Stunde später sind wir beide erledigt, geduscht (wenn’s sein muss geht’s dann wohl doch auch mal schneller) – und haben einen Mordshunger.
„Ich könnt jetzt einen Schweinsbraten vertragen. Was meinst, gehen wir in den Biergarten?“
Ich nicke nur und lächle (ich wage es kaum auszusprechen) dümmlich verknallt vor mich hin. Und ich stelle mir natürlich allerhand Fragen, wie wir so nebeneinander die Treppe runtergehen: Soll ich eigentlich eine extra Decke vom Speicher holen, wenn er jetzt über Nacht bleibt? Wird er überhaupt über Nacht bleiben …? Hab ich überhaupt etwas gscheides zum Frühstücken da, wenn er bleibt? Warum riecht er eigentlich so verdammt gut? Wie viel Kondome habe ich überhaupt noch? Und wird er …..
„WOAAAAAAAAH! Scheiße!!!“ Plötzlich reißt mich Leos erschrockene Stimme aus meinen Post-Coitus-verzauberten Gedanken.
Ich starre erst ihn an, dann in das grantige Gesicht einer ziemlich überschminkten und ziemlich überblondierten Frau ca. Ende Dreißig, die direkt vor der Haustür steht.
Auf dem Gesicht der Frau breitet sich ein süffisantes Lächeln aus.
„Willst du mich nicht vorstellen, Schmuser?“
WHAT THE F….???