16. Alte Triebe, neue Liebe

Leo, Tag 99

“Wo ist der Meteroit, der einen erschlagen soll, wenn man ihn braucht?” schießt es mir durch mein Hirn, während mich Feli, schockgefrostet anschaut und ein riesiges Fragezeichen über ihrem Kopf aufploppt.

Ich reagiere mit einem BLACKOUT, der in großen Lettern, gefolgt von einem fetten Ausrufezeichen über mir erscheint.

Und Susi, die bleede Amsel grinst genüsslich wie ein Alligator, dem eine ahnungslose Gazelle und ein zur Flucht nicht mehr fähiger Koala auf dem Silbertablett serviert werden.

„Also, Schmuser, worauf wartest du?!“

„Ja, …. „Schmuser“, stell uns doch mal vor!“, hakt Feli so kalt nach, dass man sich um die Klimaerwärmung für die nächsten Wochen keine Sorgen mehr machen muss.

Eins ist klar. Jetzt nur nicht die Wahrheit sagen. Oder doch? Vielleicht wäre Feli ja ganz locker. „Feli, das ist Susi, mein letztes Bums-Gspusi!“, tiriliert es testhalber durch mein Hirn. Abgesehen davon, dass sich das reimt, kann ich das auf keinen Fall sagen. KEINE neue Flamme will, egal wie cool, ’ne alte Flamme treffen. Es muss dringend ein Plan B her, denk ich mir noch, da spuckt mein Mund schon Plan C aus:

„Susi ist … ne Kollegin von der Arbeit!“

Schweigen. Und ein skeptischer Blick von Feli, der sich mit einem irritierten Blick von Susi die Hand gibt.

„Genau, von der … Arbeit! Freut mich. Und wie heißt du?“

„Ich bin Feli.“

„Und woher kennt ihr euch? Und wie gut kennt ihr euch?“, hakt Susi scheinheilig nach.

Der hat doch ihre Blondierung das Hirn beschädigt, denk ich und bring nur ein überfordertes „Ähhhh“ raus. Während Feli neben mir zu Brodeln beginnt wie ein Schnellkochtopf, kurz vor der Explosion.

„Du bist ja ganz schön neugierig!“, kontert Feli spitz.

„Neugierig kommt weiter. Also, seid ihr Freunde oder oder…?“

Feli schaut ungläubig von Susi zu mir und zieht die Augenbrauen hoch – in der Hoffnung, dass ich etwas Passendes sage.

Würde ich auch echt gerne. Nur was? Fick, Fack, Fuck. Unseren Status haben Feli und ich doch noch nicht geklärt. Und das wollen wir jetzt sicher nicht vor Crazy Susi tun.

„Wir kennen uns vom Weggehen…“, press ich hervor, was Susi und Feli jeweils mit Blicken beantworten, die so ungefähr alles heißen können, aber sicherlich nix Gutes.

Ganz ehrlich, so ein wortloses Kreuzverhör hält kein Typ aus. Und will er auch nicht. Ich muss Feli um jeden Preis aus dieser blöden Situation bringen. Das sieht Feli aber wohl anders.

„Ich wohn übrigens hier! Du auch, …. Susi?“, fragte sie, wie ein Jagdhund, der die Witterung aufgenommen hat.

Jetzt bin ich gespannt, was diese Matz zum Besten gibt. Sie wird ja wohl kaum zugeben, dass sie mir hierher gefolgt ist, oder?

„Nee.“, meint Susi nur lächelnd.

„Und was machst dann hier?“, will Feli wissen.

„Du bist ja neugierig.“, erwidert Susi mit einem Lächeln, das sicher auch der böse Wolf einst gezeigt hatte, kurz bevor er die Großmutter mit einem Haps verspeiste.

„Neugierig kommt weiter, hab ich grad gelernt.“, meint Feli und mir ist klar: Ich bin verratzt, denn der Cat Fight zwischen den zwei hat eben erst begonnen. Gong, die erste Runde. Mir schwant, wer am Ende mit einem K.O. den Mattenboden küsst. Ich nämlich. Und Feli gibt mir dann bestimmt ’nen Arschtritt zum Abschied.

„Irgendwie hab ich Hunger!“, sagt Susi nonchalant.

„Was für ein Zufall, wir auch…“, lässt Feli scheinheilig raus und hakt mich unter.

„Wollen wir zum Biergarten hinter der Bavaria?“

„Gerne doch“, murmel ich und denk mir, dass dort im Park wenigstens genug Bäume sind, an denen ich mich freiwillig aufhängen kann, bevor die beiden mich lynchen.

Drei Brathendl und eine nicht enden wollende, beklemmende Unterhaltung später stellt sich Feli in der Schlange für ihre saure Radlermass an, während Susi und ich am Tisch zurück bleiben. Die Alte hat nix besseres zu tun, als mich unterm Tisch zu befummeln. Geht’s noch?

„Kannst du mit dem Scheiß mal aufhören! Du merkst doch, dass ich Feli mag!“

„Klar, deshalb bin ich ja hier!“

„Bitte, mach die Biege und lass mich in Ruhe. Für immer!“

„Okay, kein Problem!“, meint Susi, wobei sie super sweet Feli zuwinkt, die uns wie ein russischer Spionage-Sattelit im Blick behält.

Aber das ist okay, denn Susi ist zum Rückzug bereit. Schlacht verloren, Krieg gewonnen.

„Unter einer Bedingung. Du steigst noch einmal mit mir in die Kiste. Sozusagen unser Abschieds F***!“

„WTF?! Spinnst du. Never ever!“

„Okay, dann sag ich der süßen Feli, WER ich bin und wo wir es wie am liebsten gemacht haben. Und wie oft. Und was du mir dann immer ins Ohr gestöhnt hast…!“

„Stop. Okay. Ich mach’s mit dir. Noch ein letztes Mal!“, sprudelt es aus mir so selbstverständlich als hätte ich gerade beim Bäcker ne Käsesemmel bestellt.

Insgeheim denk ich mir natürlich: Im Leben nicht steig ich auf die nochmals drauf. Und auch nicht drunter. Ich muss halt ab jetzt bei „Susi-Nie mehr-Schmusi“ auf Zeit spielen und sie bei Laune halten, bis unser kleiner Dreier hier im Biergarten vorbei ist. Sonst lässt die vor Feli gleich eine Bombe in Form der guten alten Wahrheit hoch, die für mein frisch gedeihendes Liebesglück der Todesstoß wäre. Nene, das Risiko kann ich nicht eingehen.

„Susi, ich ruf dich morgen an, dann machen wir was für die nächsten Tage aus“, sag ich und denk mir: Ich ruf die natürlich nie an, aber dann hab ich Zeit, Feli auf geschmeidige Art und Weise reinen Wein über „Ex-Gspusi Stalky Susi“ einzuschenken.

„Das kannste vergessen. Ich will heute unsere Abschieds-Nummer. Und zwar jetzt. Also entweder, du lässt dir gleich vor ihr ne smarte Ausrede einfallen, warum du und ich sofort die Biege machen müssen, oder ich sage Feli…“

„Was willst du mir sagen?“, fragt Feli gespannt, als sie –leider von mir unbemerkt – mit ihrer Radlermass an unseren Tisch zurückkommt.

Ich blicke schwitzend zwischen den beiden Frauen hin und her … Scheiße. Jetzt oder nie – oder?

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