6. Nix easy – Part II

Tag 21, Date 1, Leo 

Ich muss mich sehr zurückhalten. Da hakt Clausi, der das Ganze von der Theke aus mitbekommen hat, schon ein: „Oh, hab i vergessen zum sagn. Auf’m Damenklo is der Wasserhahn im Oasch.“

Sie wirft ihm einen finsteren Blick zu.

„Ach … danke für die Information! Sag mal … brennt’s bei dir eigentlich?! Erst glotzt du mir die ganze Zeit auf den Busen, dann diese Aktion! Bei uns is damals nix gelaufen, und wird es auch heute nicht …  capisce!“

Ach … sie hatte mal was mit dem? Ich dreh ab. Auch bei Clausi scheint grad laut scheppernd der Groschen zu fallen.

„Naa … du bist des! Spatzl!“ Er will sie grinsend in seine Arme nehmen, aber sie wehrt ihn nur stöhnend ab: „Ich brauch erstmal nen Schnaps!“

Nun kann ich nicht mehr an mich halten – und lache schallend los. Shit! Das war jetzt taktisch bestimmt total unklug … aber die Situation ist einfach zu absurd. Zu meiner großen Erleichterung prustet nun auch meine Begleitung los. Endlich zeigt sie wieder ihre süßen Grübchen!

„Der Abend ist wohl gelaufen.“, meint sie schließlich seufzend zu mir, während sie sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischt und auf ihre komplett durchnässte Hose zeigt. Da kommt mir eine Idee.

„Das kannst du mal schön vergessen“, ich grinse sie an.

Ich weiß nicht, was es ist, aber mit einem Mal ist meine Nervosität wie weggeblasen. Ich lasse mir von Clausi kurzerhand eine Kellnerschürze geben und binde sie ihr über die nasse Stelle. „Jetzt geht der Abend erst richtig los.“

Auf einmal sind wir gefühlt wieder in der Dönerbude. Sie lacht. Und gibt mir einen Schnaps aus.

„Prost! Auf das wohl chaotischte erste Date aller Zeiten!“

Wir stoßen an. Und für einen Moment treffen sich wieder unsere Blicke. Und ich schaue direkt in ihre katzengrünen Augen (Note to self: „Katzengrün“ klingt um Einiges besser als „grün“, falls sie mal fragt!).

„Sorry. Ich bin glaube ich einfach nicht wirklich gut in First Dates. Also nicht was die soziale Interaktion im Allgemeinen angeht. Nur bei allem, was offiziell als `Date´ betitelt wird.“ Sie zuckt entschuldigend mit den Schultern.

Ich lächle. „Wieso? Schlechte Erfahrungen?“

Sie mustert mich lang und lacht dann auf. „Du hast wohl kein Internet, wie?“

Hä?

„Vergiss es.“, sie winkt eilig ab. „Aber ja, schlechte Erfahrungen. Auf jeden Fall habe ich vor einer Weile mit dem Hardcore-Dating aufgehört. Und seitdem läuft alles super.“

Halleluja! Da spricht mir jemand aus der Seele. „Aha. Daher auch deine Überzeugung, dass man mindestens ein halbes Jahr daten sollte. Dann habe ich hoffentlich noch eine Chance.“

Sie grinst mich nur selbstbewusst an.

„Und wo gehen wir jetzt hin?“

„Dönerbude?“

Nun müssen wir beide lachen und ich zahle.

„Kimmst bald amal wieder“, ruft Clausi uns noch hinterher. Er meint natürlich nicht uns, sondern SIE. Bevor wir aus dem „Lustigen Ochsen“ treten, beschließe ich noch, Clausi den endgültigen Todesstoß zu verpassen (*breitgrins*). Außerdem … ich bin ja auch nur ein Mann. Und wer weiß, was zwischen den beiden mal lief. Sicher ist sicher.

Der Moment ergibt sich, als wir noch unschlüssig an der Garderobe stehen und sie ihren Schal aus der Tasche kramt. Bevor ich es mir anders überlegen kann, beuge ich mich vor und drücke ihr vor Clausis Augen einen Kuss auf die Lippen. Stockstarr wie eine Eisskulptur steht sie einen Moment lang da. Doch dann lässt sie sich darauf ein. Erster Kuss mit einem Date in einer Boazn! CHECK!

Hmmm. Und schlecht ist es auch nicht. Jetzt keinen Fehler machen! Trotzdem kann ich nicht anders. Meine Hände machen sich selbstständig und wandern runter zu ihrem Hintern.

„Nix da!“, grinsend entzieht sie sich. Aber irgendwie ist auch sie ein wenig rot geworden.

„Dafür hast du die nächsten paar Monate noch genug Zeit!“

„Also machen wir das? 150 Tage lang daten?“ ich starre sie zugleich fasziniert und auch irritiert an. Irgendwie funktioniert mein Hirn noch nicht ganz. „Und dann? Stell ich dich meinen Eltern vor oder wie?“

Sie lacht auf. Diese Grübchen! Heilige Scheiße.

„Nö. Dann gehen wir einfach völlig schmerzfrei und ohne Drama wieder auseinander – oder wir wagen eine Beziehung.“

„Also haben wir so oder so ein Date im Sommer?“

„Ja. Da treffen wir uns an irgendeinem superkitschigen, symbolträchtigen Ort – also wie das in den Hollywoodfilmen auch immer ist – und fällen eine Entscheidung. Deal?“

„Deal.“

„Aber wehe zu zeigst mir nicht alle deinen schlechten Seiten! Ich erwarte permanenten Chaotismus bei unseren nächsten Dates.“

„OK.“ Mehr fällt mir auch grad nicht ein. Hauptsache ich seh sie wieder.

„Aber für heute glangt’s. Wie wäre es mit nächstem Dienstag für den zweiten Anlauf?“

„Passt.“

„Schlaf gut!“

So einfach kommt sie mir nicht davon! Ich ziehe sie noch einmal an mich und wir küssen uns noch einmal lang. Dann löst sie sich von mir und tänzelnd grinsend davon.

„Servus!“

Und ihren Namen weiß ich immer noch nicht, Herrschaftszeiten!

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